Hüter der verborgenen Schätze

Vitrinen voller ausgestopfter Vögel und schubladenweise Insekten, Fledermäuse und gepresste Pflanzen – Museen horten unählige Objekte. Diese sind von hohem wissenschaftlichem Wert und sollten daher auf jeden Fall für die Nachwelt erhalten bleiben.

 

von Stefanie Reinberger, spektrum-online, 31.08.2012

 

Der Inhalt von mehr als 230 000 Vogelmägen, gesammelt zwischen 1885 und den 1940er Jahren, feinsäuberlich verpackt und konserviert in kleinen, ordentlich beschrifteten Gläschen: Dieses merkwürdig anmutende Sammelsurium war der New York Times im Mai dieses Jahres einen Artikel wert. Schließlich droht ihm die endgültige Vernichtung. Ein Gutteil des Materials ist bereits entsorgt worden – aus Angst, die Präparate könnten krebserregendes Formaldehyd enthalten, wie die US-Tageszeitung berichtet. Die Zukunft des kläglichen Restes ist ungewiss. Dabei hätten die Wissenschaftler damals einen "unvorstellbaren Schatz" zusammengetragen, wie sich die Wildökologin Carola Haas von der Virginia Tech in Blacksburg, USA, gegenüber den New York Times äußerte.

"Es ist wirklich unglaublich, dass so etwas verloren geht", beklagt auch Peter Bartsch, Leiter der Abteilung für Sammlungen und Kurator der Fischsammlung im Berliner Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung. Das Forschungsmuseum beherbergt die größte naturkundliche Sammlung Deutschlands mit mehr als 30 Millionen Objekten aus Zoologie, Paläontologie, Geologie und Mineralogie.

 

Allein Bartsch ist Hüter von rund 130 640 in Alkohol konservierten Fischen, 1100 Fischskeletten und 1750 Trockenpräparaten und Fischhäuten. Irgendetwas davon zu entsorgen kommt für den Zoologen und leidenschaftlichen Fischforscher nicht in Frage – nicht nur, weil er für seinen Job eine gewisse Sammlermentalität mitbringt, wie Bartsch lachend zugibt. "Es ist völlig unmöglich, den wissenschaftlichen Wert von Sammlungen prospektiv zu prüfen", sagt er. Oft zeigt sich die Bedeutung von Objekten nämlich erst viele Jahre später, etwa weil sich ungeahnte Fragestellungen ergeben oder neue Analysemethoden ein anderes Licht auf die Präparate werfen. So könnte beispielsweise eine spätere DNA-Analyse vormals festgelegte Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb einer Tiergruppe über den Haufen werfen und ein Umdenken erfordern...

 

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